Ich würde. Würde ich – Rede zur Tierwürde

- eine Rede von Viktor Gebhart -
Würde & Wert

Ich würde euch heute gerne etwas erzählen. Über die Würde. Denn die Würde ist unantastbar…heißt es. Ich würde das beinahe glauben, würde ich es nicht besser wissen. Die Würde ist weniger unantastbar als dass sie nicht wirklich greifbar ist.

Was ist Würde? Wir wissen es irgendwie. Wir fühlen, was Würde bedeutet. Aber würden wir es kurz und prägant formulieren können? Wert. Das Wort Wert trifft es vielleicht am besten, was Würde meint. Es geht um den inneren Wert, den wir alle innehaben. Der uns das Recht verschafft, würdevoll behandelt zu werden. Weil wir es wert sind.

Menschen & Tiere

Wir alle? Zumindest die Menschen. Zumindest auf Papier. Und das ist bekanntlich geduldig. Hunderte Jahre hat es gebraucht, allen Menschen Würde anzuerkennen. Und wir haben sie verdient. Denn wir sind Vernunftwesen. Wir sind zu moralischem Handeln fähig. Nur wir. So sagen sie so oft. So selten sehe ich es.

Wir sind zu moralischem Handeln fähig. Nur wir. So sagen sie so oft. So selten sehe ich es.

Viktor Gebhart

Die Würde ist uns vorbehalten, mache uns zum Menschen. Separiert uns von den “anderen”. Den “Unwürdigen”. Den “Unmoralischen”. Den “Primitiven”. Den anderen Tieren. Genau für jene sind wir heute hier. Um ihre Würde einzufordern. Ohne uns bräuchten sie diese nicht. Durch unser Menschen Handeln wird der Begriff der Tierwürde erst möglich, erst nötig. Unsere Moralfähigkeit konstituiert ihre Würde. Verletzten wir ihre Würde, greifen wir automatisch auch unsere an.

Würde der Kreatur

Zeit für eine “Würde der Kreatur”. Eine Würde, die uns Menschen miteinschließt. Die nichtmenschlichen Tiere und die Natur aber nicht weiter ausschließt. Eine Abkehr vom Anthropozentrismus. Eine Abkehr vom ewigen Hirnfurz, wir wären so viel mehr als die anderen.

So ein saudummes Geschwätz! …mögen jetzt manche auf der Zunge haben. Die “Sau” oder das “Schwein” als Beleidigung. Das Tier als Verachtung, als Erniedrigung, als Absprechen der Würde. Wer keine Würde hat, hat keine Rechte, hat keinen Wert. Wert. Tierwürde als Ableitung von der “Würde der Kreatur” definiert den Eigenwert des Tieres. Dieser verdient Respekt und Achtung.

Achtung & Selbstachtung

Um andere achten zu können brauchen wir Selbstachtung. Wie sollen wir die Würde der Tiere achten, wenn wir uns selbst nicht achten? Uns individuell selbst sowie unsere Mitmenschen. Zeit, dass wir uns achten, um alle und alles zu achten. Höchste Zeit, die Achtlosen zurechtzuweißen. Auch und gerade unter uns. Konsequent, aber ohne zu ächten. In Würde. Würde ist ein Konjunktiv. Allerhöchste Zeit, dass wir einen Imperativ daraus machen!

Würde ist ein Konjunktiv. Allerhöchste Zeit, dass wir einen Imperativ daraus machen!

Viktor Gebhart

Dieser Redebeitrag wurde am 13. Juli 2019 in Konstanz auf dem Animal Pride Day gehalten. Er erschien darüberhinaus u.a. leicht abgeändert in der Mittelbayerischen Zeitung. Den zugehörigen Artikel finden Sie hier.

P.S.: Wissen ist nur Macht, wenn wir es anwenden und mit anderen teilen: