Schlachten – Rede zur Abschaffung von SchlachthĂ€usern

- eine Rede von Viktor Gebhart -
SchlachthÀuser & Schlachtfelder

Solange es SchlachthĂ€user gibt, wird es auch Schlachtfelder geben, soll ein berĂŒhmter Denker mal gesagt haben. Die Schlachten sind spĂŒrbar. WĂ€hrend tierausbeutende Firmen mit tierleidfreien Alternativen den Markt ausschlachten, zieht die Tierrechtsszene ein um das andere mal gegen sich selbst in den Krieg. Wir kannibalisieren uns.

WĂ€hrend tierleidfreie Produkte tierausbeutender Konzerne trenden, trenden in der Tierrechtsszene unkritische, anti-emanzipatorische, sexistische und rassistische Gruppierungen. Meist schlichtweg aus blindem Desinteresse. Oft aus Unwissenheit toleriert. Das konsumistische Motto: Schneller, höher, weiter. Kein oberflĂ€chliches GesprĂ€ch, das nicht gleich als dauerhafte erfolgreiche Veganisierung vermarktet wird. FĂŒr sich und fĂŒr andere. Ein irrationaler QuantitĂ€ts-Fetisch. Kritik wird verschleiert, vergessen, verdrĂ€ngt. Beinnahe wie beim Schlachten.

Bear witness, heißt es. Bezeugen, was passiert. Hinter den Schlachthofmauern und den Blechverkleidungen der Tiertransporter. Aber bloß nicht in den eigenen Reihen. Ein Selfie. Alles gut. WĂ€hrend wir wĂŒnschten, alle SchlachthĂ€user hĂ€tten WĂ€nde aus Glas, dass die Menschen endlich sehen, was hier passiert, schauen wenige gern hinter die Fassaden derer, denen sie folgen. Wenn eine Bewegung Rechte fĂŒr Dritte fordert und dabei die eigenen missachtet, dann hat diese Bewegung ein Problem.

Wenn eine Bewegung Rechte fĂŒr Dritte fordert und dabei die eigenen missachtet, dann hat diese Bewegung ein Problem.

Viktor Gebhart
Menschen & Tiere

Menschen sind Tiere. Ergo sind Tierrechte Menschenrechte. Die Diskriminierung von GeschlechtsidentitĂ€ten, der schlechte Umgang mit Aktiven, die Ausbeutung von Mitarbeitenden, die fehlende WertschĂ€tzung fĂŒr die eigenen Angestellten in NGOs. Das An-den-Pranger-Stellen. All das ist nicht vereinbar.

Doch Umbruch ist zu spĂŒren. Die Maskerade fĂ€llt. Der Widerstand hat Fahrt aufgenommen. Die Chance ist da. Die Chance, zu verstehen, dass wir alle eins sind. We are all one. Die Ausbeutung der Natur, der nichtmenschlichen wie der menschlichen Tiere, sie alle haben EINE Wurzel. Ihr mĂŒssen wir zulaibe rĂŒcken. GrĂŒndlich, ganz und gar, vollstĂ€ndig. Schlichtweg vom Lateinischen abgeleitet: radikal.

Nachhaltig & ganzheitlich

Diesen Kampf gewinnen wir nicht, indem wir monothematisch an Symptomen herumdoktorn. Beim Veganen halt machen. Diesen Kampf gewinnen wir nur, wenn wir ihn nachhaltig und ganzheitlich kĂ€mpfen. Wenn wir endlich verstehen, dass wir jeden Tag eine Schlacht fĂŒhren. Auch und vor allem eine gegen unsere eigenen Werte und WĂŒnsche.

Wollen wir das Schlachten beenden, mĂŒssen wir damit aufhören, uns selbst zu opfern. FĂŒr Geld, GemĂŒtlichkeit und Ansehen. Heute Flaggenschwenken, morgen BĂŒrostuhldrehen. Widerstand in der Freizeit. Weils halt so sein muss. Das System verlangt es. Das gleiche System, das die Tötung von Tieren verlangt. Warum ihm ausgewĂ€hlt hörig sein?

Sich & andere befreien

Wir alle treten fĂŒr die gesellschaftliche Befreiung der Tiere ein. Wir möchten sie aus den sozialen, kulturellen und institutionalisierten GewaltverhĂ€ltnissen herauslösen. WĂ€hrend wir uns oder andere weiterhin selbstverstĂ€ndlich in diese zwĂ€ngen und zwingen?

Jeden Tag dulden wir Gewalt. Physisch und psychisch. Gegen uns und Dritte. Akzeptieren wir. Schauen wir zu. Wollen wir lieber so weiter machen wie bisher, weil alles andere ungemĂŒtlich wĂ€re. Probleme mit sich bringt. Anstrengungen abverlangt. Selberdenken und vor allem aktives Handeln fordert. Genau die Dinge, die wir jenen, die noch nichtmenschliche Tiere ausbeuten, abverlangen.

Zeit fĂŒr AuthentizitĂ€t und IntegritĂ€t. Schluss mit Ausreden und GemĂŒtlichkeiten. Wir wollen den Tieren die Fesseln lösen, wĂ€hrend wir unsere eigenen Fußketten schönreden. Wollen wir von anderen, dass sie sich verĂ€ndern, sollten wir uns selbst verĂ€ndern. Wenn wir nicht auf uns schauen und nicht auf andere, wie sollen wir ein Vorbild fĂŒr andere sein, auf Dritte zu achten?

Schluss!

Schluss mit Speziesismus. Schluss mit Sexismus und Rassismus, auch und gerade in den eigenen Reihen. Schluss mit menschlicher Selbst- und Fremd-Ausbeutung in den eigenen Reihen. Bear witness!

Wollen wir DAS Schlachten beenden, mĂŒssen wir DIE Schlachten beenden.
Weltweit. Aber auch hier und jetzt. Unter uns.
One struggle. One fight.

Wollen wir DAS Schlachten beenden, mĂŒssen wir DIE Schlachten beenden.

Viktor Gebhart

Dieser Redebeitrag wurde am 10. August 2019 in MĂŒnchen auf dem großen Finale der Demoreihe Schließung aller SchlachthĂ€user von ARIWA – Animal Rights Watch e.V. gehalten.

P.S.: Wissen ist nur Macht, wenn wir es anwenden und mit anderen teilen: